Fibromyalgie

Die wichtigsten Fragen rund um Fibromyalgie:
  1. Was ist Fibromyalgie?
  2. Was sind die Ursachen?
  3. Gibt es Risikofaktoren für die Entwicklung eines FMS?
  4. Wie entsteht chronischer Schmerz?
  5. Welche Diagnostik ist nötig?
  6. Sind Laboruntersuchungen sinnvoll?
  7. Was kann man bei FMS tun?
  8. Welche Medikamente helfen bei FMS?
  9. Welche Medikamente helfen nicht?
  10. Was gehört sonst noch zur Behandlung des FMS?
  11. Welche physikalischen Maßnahmen helfen?
  12. Welche physikalischen Maßnahmen sind weniger empfehlenswert?
  13. Warum muss Bewegungstherapie sein?
  14. Welche ergänzenden Therapieverfahren sind empfehlenswert?
  15. Welche alternativen Therapieverfahren sind nicht empfehlenswert?
  16. Warum sind verhaltensmedizinische Maßnahmen wichtig?

Was ist Fibromyalgie?

Fibromyalgie wird von Experten neuerdings auch als Fibromyalgiesyndrom (FMS) bezeichnet, weil ein ganzer Komplex von Beschwerden diese chronische Schmerzerkrankung charakterisiert.

Zu den typischen Beschwerden gehören Muskel- und Gelenkschmerzen in allen Körperbereichen, insbesondere bei körperlicher Anstrengung, sowie Druckschmerzempfindlichkeit, Steifigkeits- und Schwellungsgefühl von Händen, Füßen und Gesicht, Konzentrationsstörungen, Stimmungsschwankungen, allgemeine Erschöpfung, chronische Müdigkeit, Schlafstörungen, Ängstlichkeit und Depressivität. FMS kann, muss aber nicht mit Depressionen einhergehen.

Das FMS betrifft vorwiegend Frauen zwischen 35 und 55 Jahren. Es setzt meist unauffällig mit Müdigkeit, Schlafstörungen oder Magen-Darm-Beschwerden ein. Die typischen Schmerzen in den Extremitäten treten in der Regel erst nach Monaten oder Jahren auf. Das volle Krankheitsbild, bei sich dem heftige Schmerzattacken mit schmerzfreien Intervallen abwechseln, entwickelt sich erst nach sieben bis acht Jahren und bleibt über Jahrzehnte bestehen.

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Was sind die Ursachen?

Der früher gebräuchliche Name »Fibromyalgie« bezeichnet die Art der Beschwerden: »Fibro« kommt aus dem Lateinischen und bedeutet »Faser«, »myo« leitet sich aus dem Griechischen ab und bezeichnet die Muskeln, »algie« ist ebenfalls griechischen Ursprungs und steht für »Schmerz«. Warum Menschen ohne nachweisbare Ursachen in allen Körperbereichen Muskel- und Gelenkschmerzen entwickeln, ist noch unklar. In wissenschaftlichen Studien konnten keine Veränderungen an der Struktur der Muskeln bei FMS-Patienten festgestellt werden. Wissenschaftler vermuten eher, dass es sich um eine Störung der Schmerzverarbeitung handelt.

Es gibt Hinweise, dass bei Menschen, die an dem FMS erkranken, die Verarbeitung von Schmerzsignalen auf mehreren Ebenen gestört ist. So ist beispielsweise die Ausschüttung der Hormone Cortisol, Melatonin und des Wachstumshormons IGF-I sowie bestimmter Aminosäuren gestört. Die Beziehung von Ursache und Wirkung ist allerdings noch nicht geklärt.

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Gibt es Risikofaktoren für die Entwicklung eines FMS?

Physikalische, biologische und psychosoziale Bedingungen könnten bei einer entsprechenden genetischen Veranlagung bestimmte Reaktionen des Hormon- und Nervensystems auslösen, welche zu den FMS-Beschwerden führen. Als Risikofaktoren für die Entwicklung eins FMS gelten körperliche Überforderung und chronische Unzufriedenheit am Arbeitsplatz, affektive Störungen (z.B. Depressionen oder Angststörungen) sowie die Neigung, körperliche Beschwerden als Antwort auf psychosoziale Belastungen zu erfahren und medizinische Hilfe dafür in Anspruch zu nehmen.

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Wie entsteht chronischer Schmerz?

Die meisten chronischen Schmerzerkrankungen entstehen als Folge von akuten Schmerzen. Bei akuten Schmerzen neigen viele Menschen dazu, körperliche und soziale Aktivitäten zu meiden. Aus Furcht, die Schmerzen zu verschlimmern, treiben sie keinen Sport mehr und gehen nicht mehr aus. Doch tatsächlich erreichen sie das Gegenteil: Mangelnde Bewegung schwächt und verändert Muskeln, Gelenke und Bänder und fördert so Fehlhaltungen, Verspannungen und erneute Schmerzen in anderen Bereichen des Bewegungsapparates.

Im Gegensatz zu anderen chronischen Schmerzerkrankungen entsteht das FMS nicht als Folge eines spezifischen akuten Schmerzes. Die Schmerzverarbeitungsstörung entwickelt sich im Verborgenen, bis sich nach Jahren der generalisierte Schmerz meldet. Zu diesem Zeitpunkt ist das FMS bereits chronifiziert. Es gibt zwar keinen Weg zurück, aber die Patienten können sich ihre Beweglichkeit wieder zurückerobern. Falsches Schonungsverhalten und sozialer Rückzug verschlimmern die Erkrankung. Denn durch den Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben verlieren viele Menschen die Lebensfreude und leiden stärker unter Stress, Angst und Depressionen. Diese Gefühle beeinflussen ihrerseits die Schmerzverarbeitung und können Schmerzen verstärken. Das Ergebnis ist ein Teufelskreis aus Angst und Schmerzverstärkung. Darum lauten die drei wichtigsten Empfehlungen auch bei FMS:

  1. Schonung ist nur für kurze Zeit nötig.
  2.  Wichtig ist eine ausreichende Schmerztherapie.
  3.  Sie ist die Voraussetzung für eine zügige Rückkehr in die normale Alltagsaktivität.

Das heißt aber nicht, körperliche Warnzeichen völlig zu ignorieren. Denn nicht nur Ängstlichkeit und Depressivität sind Risikofaktoren für die Chronifizierung von Schmerzen. Menschen, die nicht auf die Warnsignale ihres Körpers hören und sich ständig überlasten, sind nämlich ebenso gefährdet.

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Welche Diagnostik ist nötig?

Das Wichtigste für die Diagnosestellung sind die körperliche Untersuchung und das Arztgespräch. Die Diagnose »Fibromyalgie« kann gestellt werden, wenn folgende Beschwerden vorliegen:

  1. Spontaner Muskelschmerz in mehreren Körperregionen, der über drei Monate andauert
  2. Steifigkeits- und Schwellungsgefühl an Händen, Füßen und Gesicht
  3. Müdigkeit
  4. Schlafstörungen

Um die Diagnose zu überprüfen, kann der untersuchende Arzt zusätzlich die Empfindlichkeit der sogenannten »Tender Points« messen, indem er manuell leichten Druck auf die 18 Druckschmerzpunkte ausübt. Reagiert der Patient bei mindestens 11 dieser Punkte überempfindlich, ist dies ein zusätzliches Indiz für das Vorliegen eines FMS. Diese Untersuchung ist aber keine Voraussetzung für die Diagnose »FMS«. Manche Menschen mit FMS sind an anderen Stellen des Bewegungsapparates, sogenannten Kontrollpunkten, besonders empfindlich. Dies kann, muss aber nicht der Fall sein.

Menschen, die an FMS erkranken, klagen häufig zusätzlich über folgende Begleiterscheinungen:

  • Verdauungsbeschwerden (v.a. Reizdarm, -magen und -blase)
  • Spannungskopfschmerz
  • Gesichtsschmerzen
  • Atembeschwerden
  • Ohrgeräusche,
  • Reizüberempfindlichkeit
  • Vermehrtes Frieren oder Schwitzen

Auch diese Beschwerden sollte der untersuchende Arzt abfragen und erfassen. Sie können hilfreiche Hinweise auf das Vorliegen eines FMS sein. Darüberhinaus erfasst der Arzt die Einnahme von Medikamenten, die Beinträchtigungen, die durch die Beschwerden im Alltag entstehen, Stressfaktoren und Belastungsfaktoren in Kindheit und Jugend. Experten empfehlen, FMS-Patienten eine Skizze über die Ausdehnung ihrer Schmerzen anfertigen zu lassen.

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Sind Laboruntersuchungen sinnvoll?

Ergibt die klinische Untersuchung Hinweise auf ein bestehendes FMS, raten Experten die Bestimmung einiger Basiswerte aus dem Blutserum, um bestimmte Risikofaktoren rechtzeitig zu erkennen. Auf weiterführende apparative Diagnostik kann in der Regel verzichtet werden, es sei denn, die Basis-Diagnostik deutet auf andere Erkrankungen hin.

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Was kann man bei FMS tun?

Weil die Erkrankung so schleichend einsetzt, wird die Diagnose »FMS« meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium gestellt. Ziel der Behandlung ist es dann, Schmerzen zu lindern und die Einsatzfähigkeit im Alltag zu erhalten. Denn heilbar ist ein FMS nicht, da die Ursachen nicht hinreichend bekannt sind. Es kann allerdings gelingen, die Schmerzen durch eine multimodale Schmerztherapie deutlich zu lindern.
Das ist eine speziell auf den einzelnen Patienten zugeschnittene Schmerztherapie, welche die Beschwerden von allen Seiten angeht. Dazu gehören Medikamente die an verschiedenen Orten des Schmerzgeschehens eingreifen, nichtmedikamentöse Schmerztherapien wie Akupunktur oder die sogenannte »transkutane elektrische Nervenstimulation« (TENS), sowie Bewegungstherapie und psychologisch-verhaltensmedizinische Maßnahmen.

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Welche Medikamente helfen bei FMS?

Es gibt kein Medikament, das speziell bei FMS hilfreich ist. Die größte Bedeutung in der medikamentösen Behandlung des FMS haben Präparate gegen Depression, insbesondere das trizyklische Antidepressivum Amitriptylin. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass diese Substanz die Schmerzen auch bei Patienten lindert, die nicht unter depressiven Verstimmungen leiden, da Antidepressiva niedrig dosiert auch in die Schmerzverarbeitung eingreifen.
Sie sind zwar nur bei etwa jedem dritten Patienten hilfreich, werden aber in Ermangelung besser wirkender Arzneien als Medikamente der ersten Wahl eingesetzt. Weil die langfristige Wirksamkeit fraglich ist, sollten Antidepresiva nur zeitlich begrenzt eingenommen werden, etwa während der akuten Schmerzschübe. In Einzelfällen kann eine Dauerbehandlung sinnvoll sein, wenn das Medikament Schmerzen und Schlafqualität dauerhaft bessert und die Nebenwirkungen für den Patienten annehmbar sind.

Dasselbe gilt für eine neuere Generation von Antidepressiva, die sogenannten Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Die Wirksamkeit der Wirkstoffe Fluoxetin und Paroxetin konnten Wissenschaftler nachweisen. Citalopram sollte hingegen nicht eingesetzt werden.

Erzielen Antidepressiva nicht die gewünschte Schmerzlinderung, kann auch ein schwaches opioidhaltiges Medikament helfen. Es gibt Hinweise auf die Wirksamkeit von Tramadol als Monotherapie oder aber in Kombination mit Paracetamol, die wissenschaftliche Datenlage ist aber noch unbefriedigend.

Bei einer US-amerikanischen Studie bewährte sich das krampflösende Medikament Pregabalin. Schmerzen, Schlafstörungen und Morgensteifigkeit besserten sich unter Einnahme des Antikonvulsivums deutlich. Weil diese Ergebnisse bislang noch nicht durch andere Studien gestützt werden, halten sich Experten indes mit Empfehlungen zurück. In den USA ist das Medikament zur Behandlung der Fibromyalgie zugelassen. Die europäischen Behörden haben die Zulassung nicht erteilt.

In den letzten Jahren erbrachten Studien mit Tropisetron, einem Wirkstoff einer neuen Substanzklasse – den sogenannten HT3-Rezeptorantagonisten – positive Ergebnisse in der kurzfristigen Bekämpfung von Müdigkeit und Schmerzen. Das Medikament ist jedoch teuer und es liegen noch keine Langzeitergebnisse vor. Es wurde in den Studien nur 5 bis 10 Tage lang eingenommen.

Eine gute kurzfristige Schmerzlinderung konnten Wissenschaftler auch mit Pramiprexol, einem Dopaminagonisten, erreichen. Dieser Wirkstoff greift in den Stoffwechsel des Botenstoffs Dopamin ein. Wenn das Medikament gegen die Schmerzen hilft, kann es zeitlich begrenzt eingesetzt werden.

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Welche Medikamente helfen nicht?

Leider haben die gebräuchlichen Schmerzmittel und Entzündungshemmer bei FMS nur eine sehr begrenzte Wirksamkeit. Die Wirksamkeit von Paracetamol und Metamizol sowie von muskelentspannenden Medikamenten ist wissenschaftlich nicht belegt. Auch nicht-steroidale Antirheumatika (NSARs) – dazu gehören Acetylsalicylsäure und ihre Abkömmlinge wie Diclophenac, Ibuprofen oder Naproxen – haben sich in der Behandlung des FMS nicht bewährt. Für Patienten mit Magen-, Darmproblemen wurde speziell eine neue Generation von Antirheumatika (Coxibe) entwickelt, die bei gleich guter Wirkung sehr magenfreundlich sind. Es liegen jedoch keine kontrollierten Studien mit FMS-Patienten vor.

Andere schwache Opioide – außer Tramadol – sowie starke opioidhaltige Schmerzmittel empfehlen Experten nicht. Ebensowenig ist der Gebrauch von Psychopharmaka – also angstlösenden und beruhigenden Medikamenten – wie Alprazolam, Bromazepam, Ritanserin, Olanzapin oder von Hypnotika ratsam.

Bei folgenden weiteren Medikamenten ist die Wirksamkeit nicht gesichert:

Die Beruhigungsmittel (Neuroleptika) Ritanserin und Olanzapin, muskelentspannende Medikamente wie Flupirtin oder Tolperison, Sodiumoxybat, Virustatika, hormonelle Therapie mit Wachstumshormon, DHEA, Kortikosteroiden wie Prednison oder Hydrocortison, Calcitonin und Schilddrüsenhormon, sowie Ketamin- und Lidocainspritzen.
Auch die Wirksmkeit medikamentöser Blockaden bestimmter Nervenknoten und -bahnen konnte nicht nachgewiesen werden.

Im Einzelfall mag ein Medikament zwar helfen, doch in kontrollierten Studien wirkten die genannten Substanzen nicht besser als ein Scheinmedikament oder aber es liegen keine kontrollierten Studien zu dem betreffenden Wirkstoff vor.

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Was gehört sonst noch zur Behandlung des FMS?

An jedem Dauerschmerz nimmt der Mensch als Ganzes teil: er ist in seinen körperlichen, seelischen und sozialen Funktionen beeinträchtigt. Als Standard hat sich in der Behandlung chronischer Schmerzen deshalb die sogenannte »multimodale Schmerztherapie« durchgesetzt. Dazu gehören Maßnahmen aus der Bewegungs-, Verhaltens- und Psychotherapie. Das Ziel der Behandlung ist die Wiederherstellung gestörter körperlicher, seelischer und sozialer Funktionen.

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Welche physikalischen Maßnahmen helfen?

Wärmebehandlungen am ganzen Körper mit Infrarotstrahlung, Saunaanwendungen, Moorbäder und Wasseranwendungen in Meer- und Thermalwasser verringern Schmerzen und Steifigkeit. Kontrollierte Studien zeigen, dass die Anzahl der Tenderpoints nach zeitlich begrenzter Wärme- und Balneotherapie dauerhaft abnimmt. Kälteanwendungen in der Kältekammer sind kurzfristig wirksam.

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Welche physikalischen Maßnahmen sind weniger empfehlenswert?

Zur Wirksamkeit anderer passiver Maßnahmen bei FMS wie Massagen, Lymphdrainagen, Spritzen in die Tenderpoints, Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS), Chirotherapie und Osteotherapie liegen einzelne, zum Teil widersprüchliche Untersuchungen vor. Weil die Beschwerden meist lebenslang bestehen, raten Experten dazu, eigenständig durchführbare Verfahren zu bevorzugen.

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Warum muss Bewegungstherapie sein?

Wenn jede Bewegung schmerzt, meidet man sie. Doch dieses Vermeidungsverhalten hat schwerwiegende Folgen: Die Muskeln erschlaffen, Sehnen und Gelenke verlieren an Elastizität. Auf die Dauer verstärkt mangelnde körperliche Tätigkeit den Schmerz. Darum spielt eine angemessene Bewegungstherapie innerhalb der multimodalen Schmerztherapie eine wichtige Rolle.

Weil die Muskelspannung bei FMS-Patienten sehr niedrig ist, müssen diese ganz behutsam lernen, ihre Muskeln wieder anzuspannen. Das mag Menschen, die vor ihrer Erkrankung sportlich aktiv waren, besonders schwer fallen. Doch die erste Übungseinheit kann gar nicht klein genug sein. Je nachdem, wie stark die Beweglichkeit eingeschränkt ist, reicht auch schon ein Gang zum Briefkasten. Menschen mit FMS sollten langsam beginnen, sich nicht überfordern und auf den eigenen Körper hören.

Da Menschen, die an FMS erkranken, in der Regel jahrelang mit den Beschwerden zu tun haben, sind langfristige Fremdbehandlungen nicht sinnvoll. Sie sollten dazu angeleitet werden, das Körpertraining zuhause selbst weiterzuführen. Bewährt haben sich aerobes Ausdauertraining (nicht höher als die Hälfte der maximalen Herzfrequenz) mit dem Fahrradergometer, leichtes Muskelkraft- und Dehnungstraining, Walking sowie Aqua-Jogging.

Spezialisten empfehlen, ein Bewegungstagebuch zu führen. Das führt dem Übenden seine Fortschritte vor Augen und hilft dabei, die Übungen an das erreichte Niveau anzupassen. Es kann auch hilfreich sein, ein therapeutisches Tagebuch zu führen, in dem man unangenehme Ereignisse niederschreibt, mit denen der Schmerz verbunden ist.

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Welche ergänzenden Therapieverfahren sind empfehlenswert?

Ob naturheilkundliche Verfahren wie Hydro-, Thermo- oder Atemtherapie, Homöopathie oder fernöstliche Methoden wie Qigong, Akupressur oder Yoga – es gibt ein kaum überschaubares Angebot an ergänzenden Behandlungsmethoden, die im Rahmen einer multimodalen Schmerztherapie nützlich sein können. Sie ersetzen jedoch nicht deren tragnde Elemente: Medikamente, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. Über diese Verfahren liegen, wenn überhaupt, nur unzureichende Studienergebnisse vor. Die folgenden Empfehlungen basieren daher nicht auf wissenschaftlichen Studien, sondern vorwiegend auf praktischen Erfahrungen.

Die Erfolge von Akupunkturbehandlungen sind unterschiedlich. Effektiver als die manuelle Akupunktur scheint die elektrische Stimulation der Akupunkturpunkte zu sein. Auch mit zeitlich begrenzten homöopathischen Behandlungen liegen positive Erfahrungen vor, allerdings gibt es keine Daten über die Langzeitwirkung nach Therapieende. Tai Qi und Qigong verbessern – mit unterschiedlicher Nachhaltigkeit – das körperliche und seelische Befinden.

Die Wirksamkeit von Fußsohlenmassagen, Atem- und Ergotherapie bei FMS ist noch nicht in wissenschaftlichen Studien untersucht worden. Die meisten Patienten und Behandler berichten über positive Erfahrungen.

Körpertherapien wie Feldenkrais- oder Tanztherapie sind in ihrer Wirksamkeit physiotherapeutischen Behandlungen unterlegen. Dennoch können sie zeitlich begrenzt sinnvoll sein, da es sich um aktivierende Maßnahmen handelt. Dasselbe gilt für die Musiktherapie.

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Welche alternativen Therapieverfahren sind nicht empfehlenswert?

Von apparativen Verfahren wie Sauerstofftherapie oder Bioresonanz, dem Gebrauch von Nahrungsergänzungsmitteln und biologischen Substanzen wie Melatonin, Staphylokokken-Toxoi oder dem »körpereigenen Antidepressivum« SAM raten Experten ab.

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Warum sind verhaltensmedizinische Maßnahmen wichtig?

Verhaltensmedizinisches Training ist ebenso wichtig wie körperliches Training. Zwar lehnen viele Schmerzpatienten diese Therapieform zunächst ab. Vor allem dann, wenn die psychischen Probleme nicht im Vordergrund stehen. Doch Dauerschmerz ist das Ergebnis eines dynamischen Lernprozesses, an dem Körper und Seele gleichermaßen beteiligt sind. Deshalb muss die Psyche in die Behandlung chronischer Schmerzen ebenso einbezogen werden wie der Körper. Das Ziel ist es, Gewohnheiten aufzudecken, welche den Schmerz verstärken, wie etwa Vermeidungs-, und Schonungsverhalten oder Angst. Die Patienten lernen, die alten Gewohnheiten durch gesundheitsförderndes Verhalten zu ersetzen, beispielsweise durch Aktivitäten in der Freizeit, mit Freunden, in der Familie und im Beruf. Diesen Plan verfolgen Ärzte und Therapeuten anhand spezieller Patientenschulungen, Verhaltenstherapie und Entspannungsübungen. So kann etwa das Niederschreiben stressvoller Alltagserfahrungen (»Therapeutisches Schreiben«) bei Menschen, die ihren Schmerz mit unangenehmen Erinnerungen oder Erfahrungen verbinden, den Schlaf verbessern und den Schmerz lindern.

Zu den verschiedenen Entspannungstechniken wie Biofeedback, Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training und Hypnotherapie liegen zum Teil widersprüchliche Studienergebnisse hinsichtlich der Schmerzminderung, der Schlafverbesserung und der Lebensqualität insgesamt vor. Im Rahmen einer multimodalen Schmerztherapie ist es sinnvoll, das für den einzelnen Patienten richtige Verfahren herauszufinden. Besonders gut haben sich die Hypnotherapie sowie imaginäre Reisen unter der Leitung eines Therapeuten bewährt. So kann sich der Patient beispielsweise an einen Ort seiner Träume versetzen oder aber sich den Schmerz selbst bildlich vorstellen und verkleinern. In ein paar Sitzungen sind diese Techniken erlernbar.

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